
Interview mit Erwin und Richard Steiner
«Schlafen auf dem Autodach kannte man nur von Safaris»
Die Ostschweizer Camping- und Freizeitausstellung OCA gastiert dieses Jahr als Sonderschau an der OFFA. Nach drei Jahren Pause ist dies wie ein Neustart. Organisiert von zwei Brüdern, welche seit ihrer Kindheit dabei sind.
Richard und Erwin Steiner, ihr Vater organisierte 1961 auf der St.Galler Kreuzbleiche die erste Campingausstellung. Was war die Motivation für eine solche Ausstellung?
Richard: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Zelten immer beliebter. Schliesslich war es ein Zürcher Zeltspezialist, der sich an den Campingclub St.Gallen wandte und eine Messe vorschlug. Unser Vater war damals Vorstandsmitglied des Clubs und setzte die Idee um – und das sehr erfolgreich, wie sich später zeigen sollte.
Sie haben die Campingausstellung schon als Kinder erlebt. Inwiefern halfen Sie damals bei der Ausstellung mit?
Erwin: Bei der Organisation packte jeweils die ganze Familie an und auch wir Kinder halfen fleissig mit. Für ein kleines Taschengeld steckten wir beispielsweise jedes Jahr mehrere hundert Einladungen in Couverts.
Was haben die Ausstellung von damals und jene von heute gemeinsam?
Richard: Noch immer werden die neusten Generationen von Wohnmobilen, Wohnwagen oder Zelten präsentiert. Und auch an der Faszination der Besucherinnen und Besuchern am mobilen Wohnen, flexiblen Reisen und der Freude an der Natur hat sich wohl kaum etwas geändert.
Erwin: Die Nachfrage nach Wohnwagen war Mitte der 60er-Jahre ähnlich gross wie heute. Auch damals standen die Leute bei den Händlern Schlange für einen Kaufvertrag.
Ist es ein Revival, welches das Campen derzeit erlebt oder wie erklären Sie sich die hohe Nachfrage?
Richard: Aus der Mode kam das Campen eigentlich nie. Tatsächlich hat die Pandemie aber den Wunsch nach Freiheit und Mobilität verstärkt. Hinzu kommt, dass die Händler nach wie vor von Lieferengpässen geplagt werden und das Angebot – bedingt durch die weltwirtschaftliche Lage – kleiner als die Nachfrage ist.
Inwiefern hat sich die Camper-Szene in den vergangenen Jahren verändert?
Erwin: In den 60er Jahren war Camping die Familienferien schlechthin. Mit dem Aufkommen von Wohnmobilen entdeckten vor allem Leute ohne Kinder den Reiz. Seit der Pandemie ist ein Revival auszumachen. Bei Familien sind die mobilen Heime wieder sehr beliebt.
Was sind aktuelle Trends? Was ist die Zukunft des Campens?
Richard: Die Hersteller sind in allen Segmenten sehr innovativ. Zurzeit sind Dachzelte und Compact Busse sehr gefragt. Autarkes Leben oder Hightech-Ausrüstungen werden künftig noch mehr ins Zentrum rücken.
Welche Themen bewegen aktuell die Branche?
Erwin: Die Elektromobilität der Fahrzeuge und der Wohnwagen, die Gewichtsbeschränkung der Fahrzeuge auf 3.5t und die Digitalisierung der Produktion.
Gibt es etwas, das sich in der Szene etabliert hat, was an der ersten Campingausstellung 1961 noch undenkbar gewesen wäre?
Erwin: Das Thema Schlafen auf dem Dach kannte man nur von Safariexpeditionen. Dass sich Dachzelte auch hier einmal durchsetzen werden, kam in den künsten Visionen nicht vor.

Richard und Erwin Steiner kennen die Camper-Szene seit ihrer Kindheit.