«Die Olma Halle war die einzige Möglichkeit, die Konzerttätigkeit ohne künstlerische Abstriche wiederaufzunehmen.»
So wie viele andere Konzert- und Eventveranstalter hat die Corona-Pandemie auch die St.Galler J.S. Bach-Stiftung und ihr Kantatenprojekt abrupt ausgebremst. Nach rund einem Jahr Zwangspause waren schliesslich ab 2021 in der Olma Halle 2.0 wieder Kantatenkonzerte möglich. Elf Bachkantaten hat die Stiftung seither auf dem Olma-Gelände aufgeführt, ab Mitte Februar 2022 kehren die Musikerinnen und Musiker wieder an den ursprünglichen Veranstaltungsort in Trogen AR zurück.
Xoán Castiñeira ist Geschäftsführer der J.S. Bach St.Gallen AG, welche im Auftrag der J.S Bach-Stiftung deren Konzert- und Verlagsbetrieb koordiniert. Die Olma Messen St.Gallen haben mit ihm auf die Kantatenaufführungen in der Olma Halle 2.0 zurückgeschaut.
Interview: Mario Pavlik
Lange Zeit konnten keine Live-Konzerte durchgeführt werden. 2021 fanden die monatlichen Aufführungen der Bachkantaten schliesslich in der Olma Halle 2.0 statt. Wie bedeutend war es für die J.S. Bach-Stiftung, dass die Kantaten aufgeführt werden konnten?
Xoán Castiñeira: Die Wiederaufnahme der Konzerttätigkeit im Jahr 2021 war für uns von zentraler Bedeutung. Nach zehn Monaten «Abwesenheit» war es nötig, unsere Aktivitäten wieder so zu pflegen, wie es unser Stammpublikum kennt und schätzt. Es ging um Substanzerhalt. Das «Sabbatjahr» zwischen März und Dezember 2020 war allerdings keine vollständige Pause. Im Gegenteil: Wir haben viele digitale, alternative Angebote in anderen Settings produziert und dadurch eine grosse internationale Community erreicht.
Die ersten Konzerte wurden ohne Publikum und mit grossen Abständen zwischen den Musikerinnen und Musikern durchgeführt. Inwiefern war diese Situation eine Herausforderung?
Dies war aus verschiedenen Gründen eine Herausforderung; allein aus akustischer Perspektive. Im Grunde genommen hatten wir kein Ensemble mehr auf der Bühne, sondern eine Aufstellung von gemeinsam musizierenden Solisten. Für sie waren Massnahmen wie die Abstände und die Maskenpflicht mit sehr grosser Anstrengung verbunden.
Für gewöhnlich finden die Aufführungen in der evangelischen Kirche in Trogen statt. War die Olma Halle 2.0 als temporärer Veranstaltungsort ein würdiger Ersatz?
Die Antwort ist einfach. Die Olma Halle war im zweiten Pandemiejahr die einzige Möglichkeit, die Konzerttätigkeit ohne künstlerische Abstriche überhaupt wiederaufzunehmen. Die Olma Halle 2.0 ist natürlich kein Konzertsaal, doch dank intensiver und koordinierter Zusammenarbeit konnten wir schliesslich unserem Publikum ein umfassendes Konzerterlebnis bieten. In allen Ressorts wurde enorm viel geleistet, um für die verschiedensten Herausforderungen Lösungen zu finden. Das Ergebnis sind Ton- und Bild-Aufnahmen von herausragender Qualität. Die Mühe hat sich gelohnt.
Welche Vor- und Nachteile ergaben sich bei den Aufführungen der Kantaten in der Olma Halle?
Die Olma Halle bot uns zahlreiche Möglichkeiten, die in historischen Räumen kaum vorhanden sind. Nebst dem vielen Platz, der im Rahmen der Covid-Einschränkungen entscheidend war, waren sämtliche Schnittstellen wie Proberäume, Garderoben, Toiletten oder ein Raum für den Gästeimbiss beieinander. Wir konnten sogar eine eigene Betriebskantine in Kooperation mit dem hervorragenden Team der Säntis Gastronomie AG einrichten. An anderen Veranstaltungsorten könnten wir von so etwas nur träumen. Zugegebenermassen haben uns die Miet- und Produktionskosten im Vergleich zu den Vorjahren an die Grenze unserer Möglichkeiten gebracht.
Ist es denkbar, dass die J. S.-Bach-Stiftung in Zukunft weitere Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit den Olma Messen St.Gallen plant?
Ja, natürlich. Wir haben in der Olma einen verlässlichen und kompetenten Partner gefunden. Wir haben Abläufe und Prozesse ausprobiert und optimiert und haben nun sehr gute Erfahrungswerte. Es wäre schön, auch in Zukunft Konzerte oder auch andere Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit den Olma Messen zu organisieren. Für die gute Zusammenarbeit unter teilweise widrigen Umständen sind wir sehr dankbar!